Bemerkung: auf alten Tonträgern – überwiegend Tonband – existieren von vielen Stücken Aufnahmen – teilweise für Rundfunksender entstanden. Zur Zeit laufen die rechtlichen Anfragen, um diese Aufnahmen auf dieser Homepage zugänglich zu machen. Wir bedanken uns herzlich für bereits erteilte Genehmigungen .
Gleiches geschieht mit Notenmaterialien, die ebenfalls hier sichtbar gemacht werden sollen. Bei Handschriften erfolgen zur Zeit Scanvorgänge oder Übertragungen in Notenprogramme, Bei Verlagsausgaben werden wir versuchen, Ausschnitte zur Ansicht bereitzustellen und dann die vollständigen Angaben zur Bestellmöglichkeit zu ergänzen.
I Andante misterioso, II Presto agitato, III Adagio, IV Allegro molto e scherzando, V Larghetto
Verlag Artivo music Balve
Einspielung Bernhard Kontarsky (WDR, 1960)
Mit freundlicher Genehmigung des WDR – für wissenschaftliche Zwecke – vom 15.06.2020
Weitere Konzertaufführungen fanden in Leverkusen, Dortmund, Osnabrück u.a. durch Prof. Werner Kämmerling (Klavier) statt.
Kommentar des Komponisten:
Große Intervalle, aufgetürmte Klänge und punktuelle Rhythmik kennzeichnen das erste der fünf Stücke. Auch die hämmernde Motorik des zweiten Stückes ist nicht durchgehend, sondern wird immer wieder unterbrochen.
Melodisch großräumig, aber rhythmisch differenzierter sind die Linien des dritten Satzes, dazwischen erscheinen Klangflächen und als Gegensatz ein polyphoner Einschub.
Das scherzo-artige vierte Stück zeigt wieder die punktuelle Motorik und rhythmisch gestaute Klangballungen; es endet in rhythmischer Aufspaltung des Anfangsgedankens. Anschwellende Klangverdichtungen, die am Schluss bis zur Unhörbarkeit verklingen, und eine im Bass beginnende melodische Linie sind die charakteristischen Bausteine des fünften Stückes.
Pressekommentare zu einem Austauschkonzert des Konservatoriums mit der Westfälischen Schule für Musik, Münster
Neue Tagespost vom 17.3. 1961:
Ausdrucksvoll und klanglich delikat erschienen fünf Klavierstücke (1959) von Gerhart Schäfer, die der Solist technisch und musikalisch überzeugend bewältigte.
Osnabrücker Tageblatt (OT) vom 17.3. 1961:
Mit fünf Klavierstücken (1959) stellte sich…vor. In diesen Stücken geht Schäfer weiter als die schon klassisch genannten Modernen Hindemith, Honegger, Martin und Strawinsky….
Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ) vom 20.3. 1993 zum Jahreskonzert der Osnabrücker Komponisten:
Unbändiger Ausdruckswille spricht aus Gerhart Schäfers fünf Klavierstücken aus dem Jahr 1959, denen sich Gaswan Zerikly am Klavier mit Hingabe widmet. Nach einem verrätselten „Andante misterioso“ und einem springlebendigen „Presto agitato“ erhebt in den nächsten drei Stücken Schäfers musikalischer Eigenwille sein Haupt, macht übermütige Bocksprünge, präsentiert kantige Akkorde, die sich zu wütenden Hammerschlägen steigern und erschreckend abrupt abbrechen. Wenn Zerikly in eine solche Kluft am Ende zarteste Süße träufelt – dann geht das unter die Haut.
Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ ) vom 18.11. 1996 zum Jahreskonzert der Osnabrücker Komponisten:
…vorwärtsstürmende Läufe voll motorisch-expressiver Unruhe stellte der Pianist Gaswan Zeriky Passagen zarten, nachdenklichen Innehaltens gegenüber und das Stop and Go wuchtiger Akkorde, deren Offenheit immer wieder in einem stumpfen endgültigen Schlag erstickt wurde.
I Allegro, II Scherzando, III Adagio, IV Vivo
Gesamtdauer: 10 min.
Verlag Artivo music Balve
Aufnahme des WDR mit freundlicher Genehmigung vom 15.06.2020 zu wissenschaftlichen Zwecken. Der Interpret ist Herbert Henck.
Kommentar des Komponisten:
Kennzeichen des ersten Stückes sind rhythmisch und harmonisch agressive Klangfetzen, bewegte, virtuose Sechzehntel-Gruppen und rhythmisch-klangliche Verdichtungen.
Im „scherzando“ betitelten zweiten Stück erscheint der wieder leicht punktuell gearbeitete, fast tänzerische Hauptgedanke schließlich abschnittsweise über Klangverdichtungen, wie überhaupt in diesem Stück Akkordkonzentrationen und rhythmische Verarbeitung abwechseln. Den Schluss bildet wieder die Aufspaltung des Themas über liegenden Akkorden.
Kernpunkt des dritten Stückes bildet eine in langen Notenwerten ablaufende, von punktuell eingestreuten Akkordteilen unterbrochene Reihe, die sich allmählich in Bewegung setzt und zu einem dramatischen Höhepunkt führt, der dann rhythmisch und harmonisch wieder abgebaut wird.
Im zweiten Teil des Satzes wird die unisono-Reihe punktuell verarbeitet, im dritten passacagliaartig.
Den Schluss bilden wieder Ausschnitte der Anfangsreihe mit den eingestreuten Akkordteilen, die schließlich erstarren. Das vierte Stück beginnt tänzerisch in stark synkopierten Rhythmen, die sich im Verlaufe des Stückes zu zwei dramatischen Höhepunkten verdichten, unterbrochen von schlagbass-ähnlichen ostinato-Gängen, die aus den Tönen des Hauptthemas gebildet sind und von Akkordeinwürfen oder Melodiefetzen kontrapunktiert werden, und, allmählich verebbend, in einen Akkord münden, zu dem wieder Teile des Themas erklingen
Pressekommentare:
Freie Presse Osnabrück zu einer Aufführung anlässlich einer Veranstaltung „Musik und Dichtung Osnabrücker Komponisten und Dichter“ im Theater-Foyer:
Den Schluss des abwechslungsreichen Programms bildeten vier Klavierstücke aus dem Jahr 1973 von Gerhart Schäfer. Die kompositorisch verdichteten Werke bildeten zweifellos den Höhepunkt des Konzerts. Der eigentliche Gastgeber war Ingolf Henning, der die technisch kniffligen Klavierstücke von Gerhart Schäfer sehr differenziert zu gestalten wußte.
Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ) vom 21.11. 1995:
Wuchtige Akkordblöcke stellt Gaswan Zerikly in den Raum mit Gerhart Schäfers “Vier Klavierstücken“ von 1973. Um sie dann nach kurzen Pausen, mit zarten dissonanten Akkorden aufzubrechen und umzufärben. Ein spannendes, hochkonzentriertes Verfahren über die drei hier vorgetragenen Sätze hinweg, das im letzten Adagio-Satz besonders eindringlich wird. Oktavgriffe werden durch den Nachhall zu faszinierenden Akkord-Gebilden und -ketten erweitert.
I Allegro, II Allegretto, III Largo rubato, IV Vivo
Gesamtdauer 10:21 Minuten
Verlag Edition Moeck Nr.7015
Aufnahme des WDR – mit freundlicher Genehmigung zu wissenschaftlichen Zwecken vom 15.06.2020 sowie des Interpreten Prof. Reinbert Evers (im Juni 2020)
Vier Stücke für Gitarre (1977)
UA in der Hochschule für Musik Köln 1978, Interpret Prof. Werner Kämmerling
Kommentar des Komponisten:
Die „Vier Stücke für Gitarre“ sind in freier Zwölftontechnik geschrieben (strenge Organisation in Zwölftonfeldern, dafür aber Verzicht auf die Bindung an eine einzige Reihe; motivische Arbeit).
Wie in anderen Werke habe ich hier versucht, Zwölftontechnik und Virtuosität zu verbinden, um der oft spätromantisch-schwerfälligen Art mancher in dieser Technik komponierten Werke zu entgehen.
Die von mir bevorzugte Bewegungsart der unterbrochenen Motorik verleiht dem 1. Stück den Charakter einer Toccata, die gekennzeichnet ist durch starke rhythmisch-melodische Spannungen und eine parallel zum Spannungsbogen verlaufende Harmonik.
Das 2. Stück ist etwas leichter von Gewicht; man könnte es als Scherzo bezeichnen, obwohl auch hier auf dramatische Spannungen nicht verzichtet wird. Charakteristisch ist die mehrfach agressiv vorkommende, im Nichts endende Achtelkette, die auch den Abschluß bildet. Das 3. Stück ist ein langsamer Satz, in dem vielschichtige Akkorde – sie werden in der für die Gitarre typischen Technik schnell wiederholt (rasguado) – mit weitgespannten, rhythmisch differenzierten Melodiebögen abwechseln.
Taktart (6/8) und rhythmischer Ablauf des 4. Stückes erinnern zunächst an eine Gigue, wenn auch starke Synkopierung und harmonisch spannungsreiche rasguado-Stellen den üblichen Rahmen solcher Sätze sprengen, ebenso wie der eingeschobene Adagio-Abschnitt, dessen Melodie im dritten Teil mit der Anfangsmotivik gekoppelt wird. Das 4. Stück endet mit heftigen, durch großintervallige Melodiefetzen unterbrochene Akkordschläge.
Kommentar des Solisten Prof. Reinbert Evers:
Es gibt nur wenige Kompositionen für Gitarre Solo, die in Zwölftontechnik geschrieben sind und gleichzeitig einen hohen kompositorischen Rang aufweisen. Ohne Zweifel gehören die 1978 entstandenen „Vier Stücke für Gitarre“ von Gerhart Schäfer zu ihnen. Konzis im Stil, ohne jeden überflüssigen Schnörkel, gehören sie zum Kanon der wichtigen Gitarrenwerke des 20. Jahrhunderts und stellen eine interessante und lohnenswerte Herausforderung für jeden Gitarristen dar, der sich mit der relevanten Literatur des 20.Jhs. für Gitarre auseinandersetzen möchte. Reinbert Evers, 23. 04. 2020
Kommentar des Solisten Prof. Werner Kämmer
Während im 18.Jahrh. ganz entschieden die vorhandene Literatur für Violine weiterentwickelt wurde und das Vergleichbare im 19.Jahrh. mit der Klaviermusik geschah, ist im 2o.Jahrh. eine gründliche Erweiterung der Gitarrenmusik festzustellen.
Diese Entwicklung geschah auf verschiedenen Ebenen, ausgehend von der Thematik und der harmonischen Grundlage, die die Folklore (Spanien, Südamerika) bot, wurden zahlreiche Kompositionen erschaffen, die durchaus mit der Wertigkeit auch der anderen Instrumentalmusik vergleichbar ist (u.a. H.Villa Lobos, J.Turina, M.M.Ponce, J.Rodrigo, L.Brouwer, A.Barrios). Frühzeitig haben u.a. folgende Komponisten schon mehr oder weniger auf der Basis der Zwölfton-technik eine interessante Gitarrenmusik geschrieben: H.E.Apostel, R.Smith Brindle, M.Kagel, H.W. Henze, R.R.Bennet, F.Martin, E.Carter, E.Krenek.
Wertvolle Kompositionen sind aber auch im „freien Stil“ entstanden, z.B. A.Jolivet, D.Bedford, G.Petrassi, M.Tippett, L.Berkeley, L.Berio W.Walton, A.Ginastera, BBritten .
Die 4 Stücke von Gerhart Schäfer verbinden im Grunde diese Elemente: die freie Verarbeitung einiger Reihen, die geforderte Virtuosität und verschiedene überlieferte Formen.
Da findet man capriciöse Elemente, tänzerische Formen, cantable Linien (Adagio des 4. Satzes), ausdrucksstarke Klänge (3. Satz).
Grundsätzlich ist festzustellen, dass ohne Frage eine Idiomatik wie bei vielen o.a.Werken hier nicht vorhanden ist. D.h., dass viele Akkordverbindungen sehr schwierig zu realisieren sind und für den Spieler ist eine sehr gewissenhafte, gründliche Ausarbeitung erforderlich. Es mag durchaus pädagogisch gut sein, wenn der Instrumentalist seine eigenen Wege suchen muss (Fingersatzvorschläge für beide Hände). In dem hier vorliegenden Fall wären aber diesbezüglich Angaben bei der Veröffentlichung (E. MOECK , 7O15) sehr wichtig gewesen, da der Satz eben äusserst kompliziert daherkommt. Eine gründliche Beschäftigung mit diesen aussergewöhnlichen Solostücken ist aber sehr lohnenswert.
W.K. (03.11.2020)
Pressekomentar zu einem Konzert des DTKV im Bechstein-Zentrum Hannover (Zeitung und genauer Termin noch zu ermitteln):
Jan Erler, Gitarrenlehrer und moderner Interpret, trug vier Stücke für Gitarre des Komponisten Gerhart Schäfer vor. In der durchgängig dodekaphonen Struktur der Komposition überwiegt eine an die Grenzen der Möglichkeiten des Instrumentes reichende dramatische Kraft die gesamte kompositorische Anlage.
I Toccata – bewegt, II Siciliano – gehend, II Allegro, IV Largo, V Gigue – schnell und spritzig
Gesamtdauer: 14 min.
Handschrift
In einer 2. Handschrift wird der 1. Satz als Präludium bezeichnet
Pressekommentare
Osnabrücker Tageblatt (OT) vom 24.5. 1955
(das Werk wird in diesem Kontext als „Sonate op.2“ bezeichnet)
Auch die Sonate op.2 für Klavier von Gerhart Schäfer wurde mir lebhaftem Beifall aufgenommen. Ingolf Hennings klare Interpretation gab dem Charakter der einzelnen Sätze: Toccata, Siciliano, Largo und Allegro volle Ausdeutung, wobei neben dem wuchtigen Largo das Siciliano besonders gefiel.
Neue Tagespost (NT) vom 24.5. 1955:
Vor einer schwierigen Aufgabe stand Ingolf Henning: er spielte… nach nur dreitägigem Studium die Suite 2 von Gerhart Schäfer. Der Komponist hat seine Begabung in Osnabrück u.a. bereits mit einem Oboenkonzert dargetan. Seine Suite weist gegenüber dem Oboenkonzert expressivere Züge auf…. Die streng und kontrapunktisch überwiegend eng geführte Toccata ist sehr eindrucksvoll; ebenso das sensibel irisierende Siciliano mit seinem tänzerischen Schwung. Das Largo hat die weite Anlage eines düster aggressiven Nocturnes und gibt sich durchweg dem Wohlklang hin. Das Schluß-Allegro wird von hektisch getriebenen Motivfetzen beherrscht. Die sprunghaft nervöse Atmosphäre breitet sich unmittelbar aus und belastet – ein sehr interessantes Werk.
Neue Tagespost (NT) vom 19.3. 1958: Kritik zu einem Konzert des NDR (Ultrakurzwelle):
Ingolf Henning spielte vier Sätze aus einer Suite für Klavier von Gerhart Schäfer, in der der junge Komponist durch formale Sicherheit, kontrapunktisches Vermögen und vitalen Optimismus beeindruckt. Eine sehr maßvolle moderne Musik, die – ausgenommen den grüblerischen langsamen Satz – aus spielmusikantischen Ansätzen lebt.
Die Partitur ist leider verschollen
I Allegro energico, II Andante semplice, III Presto scherzando, IV Andane cantabile, V Allegro grazioso
Die Partitur liegt als Handschrift vor
Gesamtdauer 6 Minuten
Die Partitur liegt als Handschrift vor