Bemerkung: auf alten Tonträgern – überwiegend Tonband – existieren von vielen Stücken Aufnahmen – teilweise für Rundfunksender entstanden. Zur Zeit laufen die rechtlichen Anfragen, um diese Aufnahmen demnächst auch auf dieser Homepage zugänglich zu machen. Gleiches geschieht mit Notenmaterialien, die ebenfalls hier sichtbar gemacht werden sollen. Bei Handschriften erfolgen zur Zeit Scanvorgänge oder Übertragungen in Notenprogramme. Bei Verlagsausgaben werden wir versuchen, Ausschnitte zur Ansicht bereitzustellen und dann die vollständigen Angaben zur Bestellmöglichkeit zu ergänzen.

Die überwiegend handschriftlichen Noten etlicher Werke sind verschollen. Somit liegt ein weiterer Aspekt der Homepage darin, Hinweise auf den Verbleib der Noten zu erhalten.

 

KONZERT FÜR TROMPETE, STREICHORCHESTER UND PAUKEN (1950)

Die Originalpartitur ist seit weit über 60 Jahren verschollen.

Nach Aussage des Komponisten hat er selbst die Originalpartitur wahrscheinlich einem Trompeter des Gürzenich-Orchesters übergeben.

Dieser Vorgang muss nach 1955 erfolgt sein, zu Beginn seiner Tätigkeit als Dozent in Leverkusen. Seinen Unterlagen nach hat er die Partitur nicht zurückerhalten.

Wir vermuten, daß dieses Werk nicht zur Aufführung gelangt ist, sonst hätte der Komponist diesen Tatbestand im Gespräch sicherlich erwähnt. Zudem finden sich keine Programme, Konzertkritiken u.ä. diese Komposition betreffend in seinen Unterlagen.

Für Hinweise sind wir sehr dankbar. 

 

KONZERT FÜR STREICHER UND PAUKEN (1952)

I Larghetto, II Intermezzo-Andante con espressione, III Allegro furioso

Besetzung: Streichquintett, mehrfach besetzt; Pauken

UA Osnabrück 1952, Osnabrücker Symphonieorchester, Ltg.: Bruno Hegmann

Die Partitur liegt vor

 

Pressekomentare:

Freie Presse, Osnabrück, September 1952.

Die eigenartigste, eigenwilligste und ihren Weg am unbedingtesten gehende Persönlichkeit ist der junge Gert Schäfer, Sohn des bekannten Osnabrücker Tonsetzers und Pädagogen. Zu seinem erstaunlichen formalen Können kommen bei ihm eine starke Vitalität, der Mut des Besessenen und feiner Sinn für die Wirkung.

Sein dreisätziges Konzert für Streicher und Pauken beginnt erst mit Unisonofolgen, denen aber plötzlich vielstimmige Klangballungen ihre Harmlosigkeit nehmen. Zwei herbe Themen beherrschen den ersten Satz, dessen anfängliche monumentale Ruhe bald in ein turbulentes Vivacissimo übergeht. In der Weiter- und Durchführung der Themen greift er auf die klassische Form zurück und – die Pauke ist in diesem Konzert nicht nur rhythmisches, sondern auch melodisches Instrument – strebt dann einem ersten großen Höhepunkt zu. Nun folgt eine abwechselnde Folge von anfänglich weichen und später strengen Klangfolgen, die zu einer Beruhigung führen schließlich aber in einen kurzen, unerwarteten und rasanten Schluß münden. Den zweiten Satz beherrscht eine gedeckt klingende Melodie, die… in hochschwebenden Geigenlinien über einem aparten, fernes Glockenläuten imitierenden Celloostinato dahinzieht.

Dieses klanglich leicht impressionistische „Intermezzo und Andante con espressione“ riß die Jugend zu spontanem Beifall hin. Das furiose Allegro mit seinem rhythmisch veränderten Hauptthema des ersten Satzes hat Jazzcharakter. Erst kommt die Durchführung, dann folgt ein Fugato über das variierte Hauptthema und Rückleitung zum Swingrhythmus des Anfangs. Nach einer raffinierten Paukenkadenz, von nur wenigen Halten unterbrochen, rast das Stück einer wirkungsvollen Stretta und damit dem Schluß entgegen…..

 

Neue Tagespost (NT) 1955:

Zu einem erstaunlichen formalen Können kommen bei ihm eine starke Vitalität, der Mut des Besessenen und ein feiner Sinn für Wirkung

Es steckt voll echter musikantischer Impulse, beweist die geschulte Hand des gediegenen Kontrapunktikers und ist doch unwiderstehlich frisch und jung. Im langsamen Satz zeigt sich, daß neue Musik sehr wohl sanglich sein kann. In den Ecksätzen entfalten sich starke rhythmische Energien. Die klanglichen Möglichkeiten des Streichorchesters sind virtuos genutzt, für den Pauker ergeben sich brillante Aufgaben. Auch formal wirkt alles schlüssig und überzeugend.

 

Norddeutsche Zeitung vom 1.5. 1955:

Gerhart Schäfers „Konzert für Streicher und Pauken“ gibt sich als Komposition zu erkennen, die ein frischer Wind mit immer neuen Einfällen durchweht und die mit gutem handwerklichem Können niedergeschrieben worden sind. Nicht zuletzt durch dieses Merkmal steht sie innerhalb einer wertvollen Tradition, die zu unserem Glück über ein halbes Jahrtausend bis in die Gegenwart reicht. Klaus Bernbacher und die jungen Musiker des „Musica viva“ Orchesters haben ihr hingebungsvolles Wirken bei solch einem Stück in den Dienst einer wahrhaft guten Sache gestellt…..

 

Hannoversche Presse 1955:

Mit viel Interesse wurde auch das „Konzert für Streicher und Pauken“ von Gerhart Schäfer entgegengenommen. Schade nur, daß die Besetzung der Streicher für dieses von furiosen Paukenaggressionen durchsetzte Werk nicht ausreichte. Sehr fesselnd wie hier die Pauken das rhythmische Profil des Streichersatzes prägen! Schäfer ist ein urmusikantisch begabter Tonsetzer, von dem, nach diesem Werk zu schließen, allerhand zu erwarten ist. Die betont rhythmische Musizierfreude, mit der sich Dirigent  und Orchester für dieses Werk  einsetzten, verfehlte beim Publikum ihre Wirkung nicht.

 

Hannoversche Allgemeine Zeitung 1955:

Von den beiden neuen Werken des Eröffnungskonzertes war Gerhart Schäfers musikantisch sprühendem „Konzert für Streicher und Pauken“ der Vorzug zu geben….

 

Freie Presse Osnabrück 1955:

Ein paar hell strahlende Lichtpunkte aus der Überfülle des Gebotenen: Gerhart Schäfers scharf akzentuiertes und witziges Konzert für Streicher und Pauken“ mit dem brilliant lärmenden Finale.

 

Dortmunder Presseberichte zur Aufführung des Konzertes am 21.2. 1974 im Theater am Ostwall:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ):

Das….“Konzert für Streicher und Pauken“ des Dortmunder Komponisten Gerhart Schäfer stammt bereits aus dem Jahr 1952. Es…bettet schwungvolle Streicherthematik in effektvolle Dissonanzballungen und reichert  es in seinen Höhepunkten mit kraftvollen oder auch verhaltenen Paukeneinsätzen an.  Die rhythmische, fast jazzoide Akzentuierung des Finalsatzes verfehlte dabei ihre Sonderwirkung nicht.

 

Ruhrnachrichten (RN):

Das dreisätzige Werk Schäfers verrät die übliche satztechnische Gediegenheit, schafft thematisches Profil, dankbare Kontraste zwischen Orchester und Solo.

Es bevorzugt goßintervallige Spannungen, besonders zu Beginn und im Mittelsatz, arbeitet mit feiner Ironie im rhythmisch lebendigen Finale mit dem kunstvolle Fugato. Form und Strukturgeschlossenheit längerer Episoden bleibt dabei stets durch eine Grundmotorik gewährleistet….

 

 

KONZERT FÜR OBOE UND KLEINES ORCHESTER (1953)

I Andante-Allegro, II Largo, III Rondo-Vivace

Die Partitur ist bisher nicht auffindbar für Hinweise sind wir sehr dankbar. Eine Tonbandaufnahme, die nahezu defekt war, wurde mühsam rekonstruiert. So liegt ein Tondokument vor, dessen Präsentation hier auf dieser Homepage am 28.09.2020 seitens des Osnabrücker Symhonieorchesters genehmigt wurde. Herzlichen Dank dafür

UA Osnabrück Theater am Domhof 2.5. 1954

Osnabrücker Symphonieorchester Ltg.: Bruno Hegmann

Solist: Helmut Winschermann

Rekonstruierte Tonbandaufnahme:

Konzert für Oboe und  kleines Orchester (1963) – erster Satz

Konzert für Oboe und kleines Orchester (1963) – zweiter Satz

Konzert für Oboe und kleines Orchester (1963) – dritter Satz

Für dieses Werk wurde dem Komponisten am 30.9. 1956 – am Tage seines 30sten Geburtstages – der Musikpreis der Stadt Recklinghausen für die junge Generation verliehen. Im Rahmen eines am selben Tage stattfindenden Konzerts gelangte diese Komposition mit dem Solisten Helmut Winschermann und der Norddeutschen Philharmonie unter Leitung von Kurt Braß noch einmal zur Aufführung.

Die Verleihungsurkunde beinhaltet folgenden Text:

Im Konzert der jungen Generation, am 30. September 1956, wurde die Komposition KONZERT FÜR OBOE UND ORCHESTER aufgeführt und von der Jury als Beste des Wettbewerbs gewürdigt.

Die Stadt Recklinghausen verleiht daher den Musikpreis 1956 HERRN GERHART SCHÄFER als Zeichen der Anerkennung für das Geschaffene und mit den besten Wünschen für die weitere künstlerische Laufbahn.

 

Pressekommentare vom 4.5. 1954 zur Uraufführung:

Westfälische Rundschau (WR) vom 4.5.1954:

Eine weitere Uraufführung brachte ein Konzert für Oboe und Orchester von Gerhart Schäfer, das durch Gediegenheit der Einfälle und Sauberkeit der Arbeit bestach. Der Soloteil ist ganz aus dem Geist des Instrumentes heraus gesataltet und atmet in der Thematik und Harmonik ganz den erfrischenden Geist der Zeit. Es hat einen ausgesprochen genialischen Anstrich und überzeugt besonders in den Eingebungen des Largo und des heiteren Rondos. Das für einen guten Oboisten keineswegs leichte Werk fand in Helmut Winschermann einen ausgezeichneten Solisten.

 

Neueste Zeitung, Recklinghausen vom 4.5. 1954:

Außer Hans-Werner Henzes Kammerkonzert…. gab es an diesem Morgen eine weitere Uraufführung in Gestalt des Konzertes für Oboe und Orchester des 28jährigen Osnabrückers Gerhart Schäfer. Für das spielmusikantisch frische, anregende und übersichtlich  gegliederte dreisätzige Werk hatte Hegmann in Helmut Winschermann einen virtuosen Solisten gewonnen.

 

Recklinghauser Zeitung vom 4.5. 1954:

..Gerhart Schäfers im vorigen Jahr geschriebenes Konzert für Oboe und Orchester gibt der Oboe vielfältige Gelegenheit zur Entfaltung ihrer Möglichkeiten, in der Zeichnung klarer und fester Linien wie in einem herbe gebundenen „Gesang“, der in dieser sich selbst konrollierenden und vom „Gefühl“ sehr bewußt distanzierenden Versachlichung umso redlicher und ergiebiger wird. Schon die „freischwebende“ Melodie der Oboe in der langsamen Einleitung bezeichnet dieses Wesen des konzertant-frechen Werkes. Der thematisch anregende erste Satz erhält lebhafte Bewegung durch das über einem Orgelpunkt der Bässe und Pauken im vollen Orchester erscheinde zweite Thema. Originell ist auch eine Paukenkadenz, die den vielstimmigen Akkordhöhepunkt des Satzes durch Abstand vorbereitet. Im Largo-Mittelsatz und den Kadenzen der Ecksätze  kann der Oboist sich weidlich aussingen. Im Schlußrondo obsiegt klare, bewußte Heiterkeit…

 

Osnabrücker Tageblatt (OT) vom 4.4. 1954:

Gerhart Schäfer ist zu eigenwilliger Aussage vorgedrungen, die durch die Weite des Atems charakterisiert wird. Vornehmlich der tiefinnerliche langsame Satz des Oboenkonzertes läßt aufhorchen; er zeugt von einer Spannkraft und Weitzügigkeit der Linienführung, wie sie selten ist, manchmal fast brucknerisch blühend. Der erste Satz nähert sich klassischer Form in der Dualität von kantablem Hauptthema und rhythmisch zwingendem Seitensatzthema sowie in der Entwicklungs- und Durchführungstechnik. Die großen Höhepunkte der Sätze sind klug den Tuttistellen überlassen, während derer die Solo-Oboe schweigt. Ihr ist sonst alle Möglichkeit gegeben, sich  zu zeigen, ob nun in dem knappen Schlußrondo, dessen keckes Thema hervorsticht, oder in dem zweiten Satz mit seiner intensiven Melodik, die dem Solisten Höchstes abverlangt an Atembeherrschung und Tonbildung. Für einen Meister seines Faches wie Helmut Winschermann ist dieses Konzert eine verlockende Aufgabe…

 

Freie Presse Osnabrück vom 4.5.1954:

Ganz anders geartet, in der Geschlossenheit des formalen Ablaufes überzeugend, wirkte das Konzert für Oboe und Orchester von Gerhart Schäfer. Aus einer düsteren langsamen Einleitung entwickelt sich der erste Satz voller dramatischer Spannungen, die bis zum Schluß nicht gelöst werden. Rhythmisch fesselnd bauen sich die Themen aus kurzen, melodisch großräumigen  Motiven auf, in denen die Oboe in lebhaftem Wechselspiel mit dem Orchester verflochten ist, von Helmut Winschermann mit sicherer Beherrschung gespielt.

 

Neue Tagespost (NT) vom 4.5.1954:

Gerhart Schäfers Oboenkonzert ist ein formal übersichtliches, sauber gegliedertes Stück, dem es an mitreißenden rhythmischen Impulsen und prägnanten Motiven nicht fehlt. Expressive Akkorde stützen in der Andante-Einleitung eine melismenreiche, melancholisch singende Oboenmelodie. Tänzerisch widerborstige Rhythmen prägen dann das Hauptthema des schnellen Satzes, der nach allen Regeln der Kunst durchgeführt wird. Eitel Wohlklang herrscht im gemächlichen Largo. Es steigert sich in großartigem Aufschwung bis zu einem ausgedehnten Orgelpunkt, bevor es mit dem Zitat des Hauptthemas schließt. Groteske Lichter werden dem Schlußrondo aufgesetzt. Das Stück gibt dem Solisten reichlich Gelegenheit, hohe Virtuosität zu entfalten… Es war ein ungetrübter Genuß….

 

Pressekommentar vom 30.4. 1956 zur Aufführung im Beethovensaal der Stadt Hannover:

Das Werk ist mehr als eine Talentprobe, mehr als ein Versprechen für die Zukunft dieses hochbegabten Komponisten, das beweist die echte musikantische Verbindung der modernen Kompositionstechnik mit der Technik des Soloinstrumentes und mit den Möglichkeiten der Instrumentation.

Pressekommentar des Kölner Stadtanzeigers zur Preisverleihung 1956:

Gerhart Schäfer bekam für seine Komposition „Konzert für Oboe und Orchester den „Musikpreis der Stadt Recklinghausen für die junge Generation“ überreicht. Die Stadt Recklinghausen hatte eine Wettbewerb ausgeschrieben. Von den zahlreich eingesandten Kompositionen wurden die sieben besten ausgesucht und am Sonntag in den Städtischen Saalbauten  Recklinghausen öffentlich von der  Nordwestdeutschen Philharmonie aufgeführt. Nach der Aufführung entschied das Preisgericht eindeutig: der Musikpreis gehört Gerhart Schäfer für sein „Konzert für Oboe und Orchester“.

Damit hat sein bisheriges erfolgreiches Musikschaffen eine schöne Bestätigung erfahren…,

Gerhart Schäfer hat im Kompositorischen seinen geraden Weg bewahrt. Er sagt dazu: Meine Werke sind frei  tonal, gelegentlich atonal gestaltet. Ich mache keinerlei Konzessionen an irgend welche Geschmacksrichtungen – weder zum gemäßigten noch zum allzu modernen Stil“.

 

Neue Rhein Zeitung zur Preisverleihung 1956:

…Sein „Konzert für Oboe und Orchester“ war von einer aus sieben Kompositionsprofessoren bestehenden Jury mit den sieben Besten zum Abschlußkonzert ausgewählt worden, auf dem dann das Konzert Gerhart Schäfers preisgekrönt wurde… ein Markstein in der erfolgreichen Geschichte seiner Laufbahn…

 

Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) vom 2.10 1956:

…… namentlich ist es der aufrichtig und echt empfundene langsame Satz, der in Brucknerscher Weise eine eigene und ausdruckstiefe Linie findet, und ist es auch das geistvolle, thematisch anschauliche witzige Finale, die an der künstlerisch gerundeten Arbeit mit recht bestechen. Die satztechnische Handhabung ist schon als überlegen zu bezeichnen…