Zur solistischen Tätigkeit Gerhart Schäfers einige kurze Vorbemerkungen: er begann in frühen Jahren, angeregt durch seine Mutter, die am Würzburger Konservatorium eine pianistische Ausbildung absolviert hatte, und seinen Vater, dessen Wirken als Pianist, Komponist, Dirigent und Theorielehrer den Sohn nachhaltig beeinflußt hat, mit dem Klavierspiel und es entwickelte sich bald eine tiefe, nachhaltige innere Verbindung zum Klavierwerk Ludwig van Beethovens. Dieser Teil des Beethovenschen Oeuvres spiegelt sich deutlich in seinen Klavierzyklen 1959 und 1973 wieder. Darüber hinaus faszinierte ihn – und dieser Tatbestand gilt für alle seine Werke – die spezifische Beethovensche Verarbeitungstechnik, zudem dessen ausgeprägt rhythmisch-motorische Aggressivität, Parameter, welche er später einer Transformation in seine eigene Musiksprache unterzog; Seine Liebe zum Streichinstrument (Violine und Viola) entdeckte er erst nach seinem 10. Lebensjahr: dennoch erreichte er im Laufe seiner Schulzeit beachtliche instrumentale Leistungen. Durch eine in der Kriegsgefangenschaft (1945-1947) erworbene schwere Erkrankung (postencephalitischer Parkinsonismus) wäre allerdings eine solistische Karriere deutlich erschwert worden: für ihn gab es zweifellos ein Vorher und Nachher, ein Tatbestand, welcher sich uns am Noten- und Textschriftbild dramatisch verdeutlicht. Einen Bleistift in der Hand zu halten, geschweige denn in Instrument zu spielen, war für ihn über einen gewissen Zeitraum nicht möglich, eine bittere Erkenntnis für einen Neunzehnjährigen, der sein Musikstudium noch vor sich hat. Sein Hauptaugenmerk legte er in der Folge auf seine kompositorische und musiktheoretische Tätigkeit, aber auch als Instrumentalist, sowohl solistisch wie in kammermusikalischen Formationen und als Orchestermusiker, trat er immer wieder in Erscheinung.
Als Bratschist und Geiger wirkte er in zahlreichen Kammermusikveranstaltungen mit, spielte als Solist mit Orchester und gab mehrere Soloabende mit Klavierbegleitung (Konzerte in Osnabrück, Münster, Köln, Leverkusen, Düsseldorf, Kleve, Herborn). Außerdem wurde er als Instrumentalist für das Hausegger-Kammerorchester Hannover und das Kölner Kammerorchester engagiert. Kurt Thomas verpflichtete ihn für eine längere Auslands-Konzerttournee.
Pressekommentare zu einem Konzert im Schloß Morsbroich – eine Veranstaltung des Städtischen Kulturamtes Leverkusen im Rahmen eines Konzertes des Kammerorchesters der Lehrer der Städtischen Musikschule:
Zeitung leider unbekannt:
Von tiefem Ausdruck erfüllt war die Wiedergabe von Hindemiths „Trauermusik für Solo-Bratsche und Streichorchester“, bei der Gerhart Schäfer seine solistische Aufgabe mit großer Einfühlung löste und besonders die Zäsuren des Bach-Chorals gehaltvoll figurierte.
Neue Rheinzeitung:
Der von uns als Komponist wie auch ausübender Musiker so geschätzte Gerhart Schäfer spielte den Solopart (Trauermusik von Hindemith) mit einer Größe, Vornehmheit und Weichheit des Tones, die voll seiner verinnerlichten und stets auch rhythmisch prägnant bleibenden Gestaltung des Werkes zugute kam. Eine ausgezeichnete Leistung.
Pressekommentar Neue Tagespost Osnabrück (NT) vom 16.9. 1959:
Das Paumann-Divertimento von Karl Schäfer fand in Gerhart Schäfer einen hingebungsvollen, blendend gerüsteten Interpreten….
Freie Presse Osnabrück vom 16.9. 1959:
Den stärksten Eindruck hinterließ das Divertimento (von Karl Schäfer)……Gerhart Schäfer gab mit seinem warmen Ton dem Werk eine überzeugende Wiedergabe…
Osnabrücker Tageblatt (OT) vom 16.9. 1959:
Mit schöner Sanglichkeit ist der Solopart der Bratsche behandelt (Divertimento von Karl Schäfer über ein Thema von Conrad Paumann). Schäfers Sohn Gerhart spielte ihn mit blühendem Ton und feinnervig biegsam.
Freie Presse Osnabrück, Kommentar zu einem „Sonderkonzert Osnabrücker Komponisten“ im Osnabrücker Schloß:
Gerhart Schäfer musizierte das Werk seines Vaters (Divertimento über ein Thema von Conrad Paumann) mit edlem Ton und verhaltenem Ausdruck.
Pressekommentare zu einem Vortragsabend in der Westfälischen Schule für Musik Münster
Münstersche Zeitung:
..Gerhart Schäfer stellte sich im ersten Teil des Programms als ausgezeichneter Interpret der Barockmusik vor. Er spielte Sonaten von J.S. Bach und W. Fr. Bach, wobei er vor allem Gelegenheit hatte, seine hervorragende Technik zu zeigen.“
Westfälische Nachrichten:
…Jetzt war im Rahmen der Vortragsabende…. ein junger Bratschist zu hören, der sein Instrument vorzüglich beherrschte und daneben auch als Komponist etwas zu sagen hat….Ein dankbares Werk ist auch die Bratschensonate (von Gerhart Schäfer)…Bei der eigenen Sonate wie bei den das Konzert einleitenden Sonaten, hatte der Hörer Gelegenheit, sich von Schäfers überdurchschnittlichem Können als Bratschist zu überzeugen.
Gerhart Schäfer als Dirigent des ältesten deutschen Liebhaberorchesters, des Burscheider Zuccalmaglio-Orchesters
Zwei Pressekommentare vom 28.4. 1964 zu einem Konzert der Musicalischen Academie 1812 zu Burscheid e.V., gegr. von Jacob Salentin von Zuccalmaglio, in der Hans-Hoersch-Halle in Burscheid:
Bergischer Volksbote (BV):
Das Sinfoniekonzert ……..vermittelte den Eindruck einer völlig „neuen“ Academie. Das lag sowohl am Musizierstil als auch am Programmaufbau, und für beides zeichnete der neue Leiter der alten Musiziergemeinschaft, der Leverkusener Gerhart Schäfer, verantwortlich. Seine Tätigkeit ist am meisten den Streichern zugute gekommen, die selten mit soviel Straffung und Elastizität gespielt haben….
Man darf den Musikern und dem Dirigenten hohe Anerkennung zollen für die.. fleißige Probenarbeit.
Jedem Musikfreund, dem der künstlerische Formwillen und die Musizierfreudigkeit des Komponisten… Gerhart Schäfer vertraut sind, sah dem Sinfoniekonzert des Burscheider Zuccalmaglio-Orchesters ..mit Spannung entgegen. Man wurde nicht enttäuscht. Der neue Leiter der Musikalischen Academie, eben Gerhart Schäfer, über dessen Bedeutung im Musikschaffen der Gegenwart der BV-Kulturberichterstatter wiederholt berichtet hat, hat dem alten Traditionsorchester bereits nach kurzer gemeinsamer Arbeit die Ansätze eines neuen Musizierstils verliehen, der dem Orchester den Anschluß an eine große Vergangenheit erleichtern dürfte…..eine beglückende Musizierfreudigkeit mit oft völlig neuem Musizierstil, besonders in der Streicherapparatur…. Der gut zusammengesetzte Klangkörper war tonlich ausgewogen und von bemerkenswerter Sicherheit im Technischen…. Auch an dieser Stelle dem Dirigenten Gerhart Schäfer den Glückwunsch Burscheider Musikfreunde.
Pressekommentar zu einem weiteren Konzert der Musicalischen Academie 1812 zu Burscheid e.V., gegr. von Jacob Salentin von Zuccalmaglio, in der Hans-Hoersch-Halle in Burscheid. Leider konnte weder die Zeitung noch das Erscheinungsdatum ermittelt werden:
…Unter Leitung von Musikdirektor Gerhart Schäfer spielte dieses älteste Liebhaberorchester Deutschlands wie in seinen besten Zeiten. Das Publikum.. bereitete dem Orchester… stürmischen Beifall… Die musikalischen Leistungen stehen auf einem neuen, hervorragenden Blatt der Academie….. Zu Beginn aber mag festgestellt werden, daß der wirklich große Erfolg des schönen Konzertes vor allem der sicheren Musikalität und klugen Stabführung Gerhart Schäfers (39) zu danken ist. Es mag nicht gerade oft zu verzeichnen sein, daß ein durch und durch moderner Komponist mit weit über 30 Kompositionen, die zum teil international anerkannt sind und mit hohen Auszeichnungen bedacht worden sind, ausgerechnet ein altes Orchester betreut, das sich eigentlich von Anfang an der klassischen Musik verschrieben hat. Daß das Wagnis klappte, ist eben einer jener Erfolge, die nicht vorauszusehen waren.
Die eingangs gebrachte Sinfonietta für Streicher von Harald Genzmer….offenbarte die Eigenwelt des.. Komponisten ..es war erstaunlich, wie sicher und musikalisch das Orchester die polytonalen Tonelemente zu nehmen wußte und das sehr schwierige Vivace mit den diffizilen Pizzicato-Figuren gestaltete. Gerade in diesem Werk war die Meisterschaft Gerhart Schäfers und seine enge Verwandtschaft mit dem Stil der Zeit unverkennbar. Möge für Orchester und Dirigent die so glücklich begonnene Zusammenarbeit zur Freude aller Musikliebhaber und zum Ansporn für die musikalische Jugend noch recht lange fortdauern……
Abschließend noch einmal ein Kompliment für Gerhart Schäfer, den Komponisten und Dirigenten, dem neben der Bildungsarbeit an der Leverkusener Jugendmusikschule nun auch ein Lehrauftrag für Komposition weitere Voraussetzungen für die Durchbildung seiner ureigenen musikalischen Handschrift ermöglicht.
Gerhart Schäfer begann ab 1964/65 einen Lehrauftrag am damaligen Dortmunder Konservatorium und beendete seine Dirigententätigkeit für das Zuccalmaglio-Orchester.