Bemerkung: auf alten Tonträgern – überwiegend Tonband – existieren von vielen Stücken Aufnahmen – teilweise für Rundfunksender entstanden. Zur Zeit laufen die rechtlichen Anfragen, um diese Aufnahmen demnächst auch auf dieser Homepage zugänglich zu machen. Für die „Permutationen“ wurde die Genehmigung am 11.6.2020 erteilt.

Gleiches geschieht mit Notenmaterialien, die ebenfalls hier sichtbar gemacht werden sollen. Bei Handschriften erfolgen zur Zeit Scanvorgänge oder Übertragungen in Notenprogramme, bei Verlagsausgaben werden wir versuchen, Ausschnitte zur Ansicht bereitzustellen und dann die vollständigen Angaben zur Bestellmöglichkeit zu ergänzen.

 

Permutationen für Orchester (1975)

Besetzung: 2 Fl. (2. Fl. auch Piccolo), 2 Ob., 2 Kl.,  2 Fag., 2Hr., 2 Tr. in B, 3 Ten.Pos., Schlagzeug (häng. Becken, kl. Gong, gr. Gong, kl. Trommel (mit Schnarrsaite), 4 Ped.Pk., Streichquintett (mittelstark besetzt)

Dauer: 16:17 Min.

UA durch die Nordwestdeutsche Philharmonie, Leitung: Klaus Bernbacher

Ursendung Radio Bremen 1986

„Mit freundlicher Genehmigung von Radio Bremen, Produktion 1986. Die Genehmigung wurde am 11.06.2020 erteilt.

Permutationen für Orchester (1975)

Die Audiodatei steht uns für diese wissenschaftliche Aufarbeitung zur Verfügung.

Erstaufführung in Dortmund durch das  Orchester der Musikhochschule Ltg.: Werner Seiss

 

Kommentar von Dr. Brigitte Schäfer-Schwartze:

Dieser hochdramatische sinfonische Satz entstand in den Jahren 1974/75 auf Anregung des Dortmunder Dirigenten und Hochschulkollegen Werner Seiss, der schon etliche Orchesterwerke Gerhart Schäfers zur Aufführung  gebracht hat. Zu beachten hatte der Komponist  lediglich eine Reduktion des Blechbläsersatzes.

Schäfer selbst betrachtete seine „Permutationi“ als sein opus summum.

Der dramatische Grundtenor des Werkes erscheint wie eine erneute elementare Auseinandersetzung mit den traumatisierenden Erlebnissen des Komponisten während des Krieges und der nachfolgenden Kriegsgefangenschaft in Südfrankreich, ausgelöst durch ein neuerliches Trauma, den unerwarteten Tod beider Elternteile am 25.6. 1970.

In der Tat konzentriert sich seine Musiksprache zu einem sinfonischen Satz Brucknerischen Ausmasses mit großangelegten dramatischen Steigerungen, weitgespannten melodischen Linien, breiter Affektspanne zwischen den Polen lyrischer Verinnerlichung und äußerster Expression, Erdenwärme und Weltraumkälte,  Transparenz und Verdichtung, wobei die Simultaneität des Gegensätzlichen durch auffallend transparente Instrumentation bei gleichzeitiger struktureller Verdichtung integrale Züge trägt.  

                                  

Pressekommentar der Westfälischen Rundschau zu einem Konzert anläßlich des 70. Geburtstages von Gerhart Schäfer im Museum für Kunst- und Kulturgeschichte Dortmund:

22 Jahre vermittelte er Studenten der Musikhochschule das Rüstzeug des Komponierens,  selbst ein erfolgreicher Komponist. Jetzt – zu seinem 70. Geburtstag spielten Studierende einen ganzen Abend lang Werke von Gerhart Schäfer – als Geburtstagsgeschenk.

Das Orchester der Hochschule unter Werner Seiss setzte sich mit bestechendem Engagement mit den „Permutationi“ auseinander, einem aufwendigen, farbigen sinfonischen Stück von expressiver Klang- und Ausdrucksfülle…

 



KONZERTANTES VORSPIEL für großes Orchester (15.7.1956)

Den Bayer-Philharmonikern, Leverkusen gewidmet

Allegro agitato – Lento – Allegro agitato

Aufführungsdauer: ca.13 Min.

Besetzung: 3 Fl. (2. Fl. mit kl. Fl.), 2 Ob. (2. Ob. mit Engl.Hr.), 2 Kl., 2 Fag., 4 Hr. (in F), 3 Tr. (in B), 3 Pos., Tb., Pk., Streichquintett (stark besetzt)

UA Leverkusen, Kulturabteilung Bayer Leverkusen am 12.11.1956

Bayer Philharmoniker Leverkusen Ltg.: Erich Kraack

 

Erstaufführung in Osnabrück durch das  Osnabrücker Sinfonieorchester Ltg.: Bruno Hegmann

Eine Aufnahme des Werks wird aktuell gesucht. Für Hinweise sind wir dankbar.

 

Kommentar des Komponisten:

Es war mir eine besondere Freude, von einem Liebhaberorchester einen Kompositionsauftrag zu erhalten, zumal ich selbst Mitglied dieses Orchesters bin. Die Bayer Philharmoniker bekundeten damit ihr Interesse am aktuellen  Musikschaffen. Dank der Qualität des Orchesters brauchte ich nicht einen simplen Spezialstil zu entwickeln, lediglich bei der Instrumentation nahm ich auf die Eigenart des Orchesters besondere Rücksicht. – Im langsamen Mittelteil des Werkes werden vorwiegend die Blasinstrumente mit Solostellen bedacht, nicht zu vergessen das große Solo der Bratschen, das ich meiner Gruppe schuldig war, – während in den schnellen Ecksätzen sich die einzelnen Gattungen – Streicher, Holzbläser, Blechbläser – konzertierend gegenüberstehen. – Das Kriegserlebnis, Gefangenschaft und die unruhevolle Entwicklung der Nachkriegszeit wirken sehr stark auf die komponierende junge Generation, in deren Ausdrucksweise dissonante Spannungen wesentlicher und vorherrschender sind als in der klassischen und romantischen Musik. Unter den Künsten ist es gerade die Musik, die, neben überzeitlichen Werten, sehr stark das Abbild ihrer Epoche darstellt.

Die Form meines Vorspiels ist dreiteilig: in der Mitte zweier konzertant-bewegter Teile, die in Sonatenform angelegt sind, steht ein langsamer, melodischer Mittelteil, dessen selbständiges Thema zuerst von den Bratschen vorgetragen wird. – Die harmonische Struktur des Werkes beruht auf Prinzipien, die sich an die Zwölftontechnik anlehnen.

 

Pressekommentare Leverkusener und Kölner Zeitungen zur Uraufführung

(die Presseberichte befinden sich als Zeitungsausschnitte in Privatbesitz, sie  konnten keinen konkreten Zeitungen zugeordnet werden):

Gerhart Schäfer „Konzertantes Vorspiel“ ist ein temperamentgesättigtes, von sprudelnden Einfällen ebenso durchsetztes wie kompositionstechnisch apartes Werk. Die beiden schnellen Ecksätze in Sonatensatzform, die Wärme und Kantabilität der einzelnen, sich im Stimmengeflecht zu scharfen Dissonanzen reibenden Melodiesträhnen und nicht zuletzt auch die rhythmische Feuerigkeit dieses Stückes werden von einer gekonnten, bisweilen brilliant „sitzenden“ Instrumentierung begleitet…..

Es war umso erfreulicher, daß dieses nicht nur zeitgenössische, sondern in der Tat moderne Werk eines begabten Komponisten eine so intensiv vorbereitete und von wirklichem Schwung getragene Wiedergabe durch das Bayerorchester unter Erich Kraack erlebte……

Eine glänzende Uraufführung bereiteten die Bayer-Philharmoniker unter der ungemein beweglichen Leitung von Erich Kraack  dem „Konzertanten Vorspiel für großes Orchester“ von Gerhart Schäfer, das sie in hoch zu wertender künstlerischer Verbundenheit als Kompositionsauftrag gegeben haben.

Das außerordentlich konzentrierte, dreiteilige Vorspiel entwickelt in den Ecksätzen eine dynamische Kraft, die sich in sinfonischer Form mit scharf geprägter Thematik, weitgespannter Durchführung und in saftiger, greller und oft frecher Farbensetzung unter überlegener Ausnutzung aller Klangwerte des großen Orchesters und ihrem Einsatz für das vorwärtstreibende, konzertante, die Struktur einer Zwölftontechnik verdeckende Spiel.

In dem weiter ausgesponnenen Mittelsatz offenbart sich in der Entfaltung des von den Bratschen aufgestellten, von den Holzbläsern aufgenommenen und den anderen Gruppen weitergeführten Themas hohe Kunst konstruktiven Denkens. Im ganzen beeindruckte am stärksten die vitale Wucht der sich entladenden Spannungen, die mit ihrer scheinbaren Ungeordnetheit und ihren Dissonanzen bisweilen die Nerven bis zur Unerträglichkeit erregen……

 

Kölnische Rundschau vom 14.11. 1956

Die Uraufführung des Schäferschen Vorspiels war……ein völlig eigenwilliges und zumal bei vollem Orchester gekonnt instrumentiertes Werk. Die starke Verwendung der Bläser rückte den Komponisten in unmittelbare Nähe Schönbergs… Das Klangbild war aufgelockert und durchsichtig, das Bratschenthema im langsamen Mittelteil von bestechendem Reiz.

 

Pressekommentare zur Aufführung in Osnabrück

Freie Presse Osnabrück  vom 25.2.1959:

Gerhart Schäfers „Konzertantes Vorspiel“.., ein Sinfoniesatz mit geschickter Auswertung  der Orchesterinstrumente in der thematischen Gestaltung, einer vielseitigen Kompositionstechik mit interessanten harmonischen Spannungen und einer sehr beweglichen Rhythmik,…

 

Neue Tagespost (NT), Datum leider unbekannt:

…Der 32jährige Komponist, unlängst mit dem Musikpreis der Ruhrfestspielstadt Recklinghausen geehrt, ist eine starke, originell geprägte Begabung. Was er schreibt, zeugt von den gesunden, vitalen Triebkräften der jungen Musik. Es ist aggressiv, aber nicht „revolutionär“ im Sinne unbegründeter Effekthascherei. Jugendlicher Überschwang verbindet sich mit handwerklicher Solidität. Die Satzart ist über weite Strecken kontrapunktisch gediegen. Das „Konzertante Vorspiel“, das sich als Sonatensatz nach klassischem Muster mit eingeschobenem langsamem Mittelteil entpuppt, ist auf einen optimistischen Grundton gestimmt. Das Hauptthema versprüht bizarren Humor, spielmusikantische Energien durchpulsen diesen aufgeräumtem Beginn. Harmonische Spannungen und rhythmischer Ingrimm bestimmen die Reprise und die breiter ausladende Coda……

 

Osnabrücker Tageblatt (OT), Datum leider unbekannt:

Mit einem „Konzertanten Vorspiel“…stellte Hegmann zu Beginn des 8. Hauptkonzertes einen jungen Komponisten vor, der kompromißlos seinen Weg geht und bereits zu erstaunlicher Eigenständigkeit gelangt ist. Die 1956 entstandene Komposition besitzt sinfonischen Atem. Sie übernimmt die klassische Sonatenform und erweitert sie um einen langsamen Mittelsatz. Die thematische Erfindung und Durchführung, die saubere kontrapunktische Verarbeitung und wirkungsvolle Instrumentation zeugen von formalem Können und musikalischer Phantasie. Freie Tonalität mit harten Reibungen und rhythmische Aktivität vor allem in der Durchführung und im Schlußteil geben der Komposition Spannung und musikalischen Elan.

 

SINFONIA für großes Orchester ( März 1960)

Larghetto, Allegro

Aufführungsdauer: 8 Min.

Besetzung: 2 Fl. (2. Fl. auch kleine Fl.), 2 Ob., 2 Kl., 2 Fag., 2 Hr., 2 Tr. in B, 2 Pos., 4 Pk., Str.

Die Partitur liegt als Handschrift vor